Pinsel – seit über 140 Jahren eine unserer Stärken

Pinsel – seit über 140 Jahren eine unserer Stärken

Historischer Pinselkatalog von Deffner und Johann_seit 1880Pinsel und Bürsten sind neben Pigmenten und Rohstoffen für die Farbherstellung „Produkte der ersten Stunde“ bei Deffner & Johann. Kataloge aus der Zeit um 1900 belegen eine breite Auswahl und ein Angebot an hochwertigen Pinseln aus einheimischer Fertigung.

Seit Jahrhunderten sind Pinsel nicht nur im Handwerk und in der Kunst eines der wichtigsten Werkzeuge. Jede Art von Pinselform und Besatz hat ihre speziellen Einsatzgebiete sowie besonderen Eigenschaften, die die Qualität des Arbeitsergebnisses entscheidend beeinflusst, wie zum Beispiel eine Retuschierarbeit eines Gemäldes oder auch einen historischen Anstrich.

Wie erforscht wurde, weiß man heute, dass bereits vor ca. 20.000 Jahren bei Höhlenmalereien neben Fingern, Knochen und Zweigen auch Pinsel zum Auftragen der Farben genutzt wurden. Aus an Zweige gebundenen Federn oder in Röhrenknochen gestecktes Tierhaar wurden die ersten Vorgänger der uns heute bekannten Pinsel gefertigt.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein war es gängig, dass Künstler ihre Pinsel selbst herstellten. 1798 ließ sich der Schreinermeister Johann Caspar Bühler in Bechhofen nieder, fertigte Pinsel in der Form, wie wir sie heute kennen – Besatzmaterial, Verbindungselement (Zwinge oder Schnur) und Holzstiel – und verkaufte seine Pinsel an Maler und Handwerker. Er gilt als Begründer des Feinhaarpinselhandwerkes in Deutschland. Bis heute hat das Handwerk seine Bedeutung in der Region kaum verloren. Hier gibt es noch Betriebe, die in einer einzigartigen Vielfalt das traditionsreiche Handwerk ausüben.

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Die Wahl der richtigen Pinselform

Bei so vielen verschiedenen Formen und Größen kann es schwierig sein, den richtigen Pinsel für sein Projekt zu finden. Jede Pinselform und -größe hat einen bestimmten Zweck und liefert in der Anwendung eine unterschiedliche Wirkung.

Betrachtet man den Pinselkopf, lassen sich anhand der Form zwei Gruppen deutlich unterscheiden – Flachpinsel und Rundpinsel. Ist der Besatz in einem Ring oder Kiel befestigt, ergibt sich eine runde Form, bei flachen Zwingen und Blechen wird der Besatz entsprechend flach geformt. Spezialformen, wie Fächer- und Gabelpinsel oder Birkenmodler, basieren auf diesen beiden Grundformen und werden je nach Maltechnik oder Farbe eingesetzt, um unterschiedlichste Effekte, z. B. Marmorierungen oder eine Holzmaserung, zu imitieren.

Flache Pinsel eignen sich besonders für die Bearbeitung größerer, ebener Flächen und für Lasurarbeiten, wie z. B. das Verarbeiten von Leinölfarben. Mit der Pinselkante lassen sich feinere Linien ziehen.

Rundpinsel können optimal für die Bearbeitung kleinerer und gewölbter Flächen eingesetzt werden. Eine Korkscheibe, welche in die Farbkammer von Ringpinseln (Lackier- und Lasurpinsel) eingearbeitet wurde, und ein Fadenvorband ermöglichen ein hohes Farbhaltevermögen und zeichnen einen qualitativ hochwertigen Pinsel aus. Der runde Stiel unterstützt einen sauberen Farbauftrag, da der Pinsel dadurch gleichmäßig in der Hand gedreht werden kann.

Foto zu kleiner Besatzkunde für Pinsel bei Deffner und JohannKleine Besatzkunde

Eine weitere Kategorisierung findet über den Pinsel-Besatz statt. Für traditionell gefertigte Pinsel werden reine Naturhaare und -borsten verwendet.

Echthaar

Kolinsky-Rotmarderhaare stammen vom Schweif des in Nordsibirien und Nordchina beheimateten männlichen Marders und gelten mit ihrer extrem feinen Spitze, sehr guten Spannkraft und Formhaltung als die hochwertigste und qualitativ beste Haarsorte für Künstlerpinsel, z. B. Retuschier-, Öl- und Aquarellpinsel. Die bauchförmige Wölbung im Mittelteil des Haares sorgt für eine sehr hohe Farbaufnahme und -speicherung.

Für Vergolderpinsel, Porzellan- und Keramikpinsel wird Fehhaar vom Schweif des kanadischen und russischen Eichhörnchens verarbeitet. Das Haar ist sehr geschmeidig und kann viel Wasser aufnehmen, was optimal für die Arbeit mit wässrigen Farbsystemen ist.

Rindshaare hingegen können viel Farbe aufnehmen, sind gleichzeitig kräftig und elastisch und daher sehr gut für Ölmalpinsel geeignet. Die hellen, braunen und schwarzen Rindshaare stammen von den Ohren spezieller Rinderarten. Weiße Rindshaare sind am feinsten und werden daher für Stiften- und Plakatmalpinsel verwendet.

Das für unsere Pinsel verwendete Qualitäts-Ziegenhaar stammt aus dem asiatischen Raum und wird hauptsächlich für Reinigungspinsel, Bücherbürsten und spezielle Keramikmalpinsel verwendet.

Auswahl an Borsten-Pinseln bei Deffner und JohannBorste

Mit der besonders weichen und haltbaren Wildschweinborste lässt sich Kalk sehr gut streichen.

Chinaborste bzw. Chungking-Borste stammt von Schweinen aus der Region um Chunking in China. Lange, kräftige Borsten mit gesplissten Enden schützen die Tiere vor dem kühlen Klima; die natürliche Haltung und das hohe Alter entscheiden über die Qualität und Beschaffenheit der Borste. Die Eigenschaften dieser Naturborste – hohe Stabilität, Robustheit, Elastizität bei sehr guter Farbaufnahme – zeichnen diese als hervorragendes Besatzmaterial für hochwertige Pinsel aus. Pinsel mit reiner Chinaborste eignen sich besonders für gleichmäßige Leinölanstriche sowie zum Auftrag von Firnissen und Lacken.

Kunstfaser

Als Reaktion auf wachsende Anforderungen durch unterschiedliche Anwendungen sowie der schwindenden Verfügbarkeit hochwertiger Naturborsten kommen vermehrt auch hochwertigste Synthetik-Mischungen als Alternative zum Echthaar in Frage, die zunehmend die Qualitäten echter Tierhaare erreichen.

Neben der etablierten Toray-Faser, einer besonders feinen und strapazierfähigen Polyamidfaser mit hoher Elastizität und guter Formhaltung gibt es auch speziell entwickelte Kunstfasern und Synthetik-Mischungen, welche hochwertige Alternativen zu Naturmaterialien darstellen und dessen Eigenschaften mit hervorragender Haltbarkeit kombinieren.
Pinsel mit Kunstfaserbesatz sind vielseitig einsetzbar, z. B. für Öl- und Acrylmalerei, als Aquarellpinsel oder für Retuschierarbeiten.

Pinselreinigung und Pflege

Die richtige Pflege und Reinigung von Pinseln entscheidet maßgeblich über deren Lebensdauer und Streichqualität. So wird ein Naturhaarpinsel bei fachgerechter Behandlung über die Zeit gesehen immer besser – die Haare und Borsten werden geschmeidiger und passen sich dem eigenen Duktus an, sodass ein gutes und gleichmäßiges Arbeiten ermöglicht wird. Ein Pinsel kann lange, mitunter sogar ein ganzes „Arbeitsleben“ lang, bei voller Funktion erhalten bleiben.

Auch hochwertige Pinsel können anfänglich etwas Haare verlieren. Streichen Sie einen neuen Pinsel daher vor der eigentlichen Nutzung auf einer Testfläche aus.
Während und nach der Arbeit sollte der Pinsel nicht ohne Reinigung an- oder eintrocknen; in kurzen Arbeitspausen lassen sich Pinsel jedoch gut in luftdichten Beuteln aufbewahren. Das Ablegen des Pinsels während der Arbeit sollte möglichst ohne ein Stauchen des Besatzes erfolgen. Ideal sind hierfür spezielle Pinselablagen.

Für die Pinselreinigung wird das Reinigungsmedium entsprechend der verwendeten Farbe und des Besatzes ausgewählt. Streichen Sie zunächst die überschüssige Farbe bzw. Farbreste aus dem Pinsel. Wasserbasierte Farben lassen sich einfach mit einem Pinselreiniger oder Seife und warmen Wasser gründlich auswaschen, Leinöl oder Olivenseife empfiehlt sich für Öl- oder Kunstharzfarben. Um das Entfetten der Borsten zu vermeiden, sollte der Pinsel nicht im Reiniger stehengelassen werden.
Für bestimmte Lacke, wie beispielsweise Nitrolacke, können spezielle Reinigungsmittel notwendig sein, z. B. Universalverdünnung, Kunstharzverdünnung oder Nitroverdünnung.

Reinigen Sie stets alle Teile des Pinsels. Eine verunreinigte Zwinge kann zu einem schlechten Malbild führen.
Vor dem Trocknen sollte der durchgespülte Pinsel ausgeschlagen bzw. ausgestrichen und in Form gebracht werden. Der Pinsel trocknet am schonendsten, wenn er mit dem Kopf nach unten aufgehängt wird. So können mögliche Farbrückstände nach unten hin ablaufen und sammeln sich nicht im Bereich zwischen der Zwinge und dem Besatz. Farbe, die vor der Zwinge eintrocknet, kann die einzelnen Borsten oder Haare auseinanderdrücken.
Vor dem nächsten Einsatz sollten Pinsel stets vollständig getrocknet sein.

Für die Aufbewahrung der Pinsel eignen sich Pinseltaschen, -matten und -köcher sowie verschiedene Materialkoffer. Um die Borsten und Haare zu schützen, kann dem Pinsel zusätzlich eine Schutzkappe übergestülpt werden. Besonders, wenn viele Pinsel in einer Box o. ä. aufbewahrt werden, helfen die Kappen, die Pinselköpfe zu schützen und in Form zu halten.

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Früher wie heute sind die verwendeten Materialien neben der exakten und fachkundigen Verarbeitung auch für die Qualität der von uns angebotenen Pinsel von entscheidender Bedeutung. Unsere Beziehungen zu den Pinselherstellern im fränkischen Raum bestehen zum Teil bereits seit über 100 Jahren.

In der Zusammenarbeit verbinden wir Tradition und Qualitätsanspruch in Materialauswahl und Fertigung, mit Innovation bei der Entwicklung neuer, synthetischer Alternativen. So wurden z. B. hochwertige Synthetikhaare und -borsten für vegane Pinsel entwickelt, die sich inzwischen längst in den Ateliers bewährt haben.

Entdecken Sie unser Sortiment an Pinseln und Bürsten, von Retuschier- und Aquarellpinsel über Ölmalpinsel, Vergolderpinsel, Firnis-, Grundier- und Lackierpinsel bis hin zu japanischen Pinseln und Spezialpinsel direkt hier im D&J-Onlineshop.

Pinselsortiment früher und heute bei Deffner und Johann

29. Mai 2024
© Deffner & Johann GmbH